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Ausbildung zum "Ferndiagnostiker/-in"
 
Die Vorboten eines weitaus größeren Geschehens schlichen sich zuerst nur dezent ein. Die Hauptveränderung im Leben war nun die Umwandlung eines normalen Drogerieeinkaufs in einen Kampf, um das immer knapper werdende Toilettenpapier. Zu Beginn konnte man über diese Absurdität noch lachen, doch irgendwann leert sich auch der eigene Badeschrank. Ganz schnell befindet man sich dann selbst in der Bredouille und muss in den Kampf um Klopapier ziehen.

Dies war jedoch erst der Anfang. Immer drastischer wurden die Einschränkungen mit denen wir uns auseinandersetzen mussten. Für uns als MTA-F Schüler an der Semper Bildungsakademie bedeutete das in erster Linie: Schulfrei.
Naja, nicht ganz. Die groben Unterrichtsstrukturen blieben mit Hilfe von vielen virtuellen Ausweichmöglichkeiten erhalten. So stand man in der Regel etwas später auf und musste sich für den Schulweg nicht mühsam mit Jacke oder Schuhen bekleiden. Stattdessen saß man zu Hause vor dem Computer und bearbeitete entweder Arbeitsaufträge oder nahm an einer Videokonferenz teil.

Dies bot auch viele neue Möglichkeiten, wie zum Beispiel einen Blick in die Wohnzimmer der Schulkollegen/Lehrer zu werfen, die Füße hochlegen oder auch ein Getränk nach Wahl mit einem kleinen Snack während des Unterrichtes zu genießen. Eigentlich recht komfortabel, wenn man es sich auf der Zunge zergehen lässt. Doch jede Medaille hat bekanntlicherweise zwei Seiten. Zum einen wird man durch das Selbststudium zwar zur Eigenständigkeit erzogen, andererseits trägt das konzentrierte Zuhören im Unterricht zum Großteil zum Verständnis und zum anschließenden Lernen bei. Dieser zweite Punkt kann durch die angebotenen Onlineangebote nicht immer vollständig erfüllt werden. Außerdem vermisst man seine Mitschüler wirklich zu sehen. Auch aufgrund der Tatsache, dass das vereinsamte Lernen am eigenen Schreibtisch nicht die nötige Effizienz besitzt, um die für unseren Beruf wichtigen praktische Inhalte zu vermitteln, ist die fehlende Möglichkeit des Betretens der Fachlabore in unserer Schule, als problematisch anzusehen. Der Zugang in die Schule für Schüler und Lehrkräfte bleibt zunächst verwehrt. Auch die MTA-F in den Kliniken, welche unter anderem die Praktikanten unserer Schule ausbilden, müssen aktuell ebenfalls, mit einem stark gedrosselten Alltag Vorlieb nehmen. Wir Schüler diagnostizieren also mit Hilfe von Anamnesen und Befundkonstellationen von Zuhause aus: "Ferndiagnostik".

Nachdem wir dieses Jahr den Osterhasen nun also nur mit Mundschutz begrüßen durften, hoffen alle MTA-F Schüler, sowie bereits Praktizierende, auf den Anfang vom Ende. So dass wir endlich unsere EKG-Geräte, Tonaudiometer und Bodyplethysmographen entstauben, die EEG-Elektroden einweichen und eine Runde auf dem Ergometer drehen können.

Ab Montag, dem 20.04.2020 ist es den Abschlussklassen und Lehrkräften nun wieder erlaubt die Ausbildungsstätte zu besuchen, um sich angemessen auf ihre Prüfungen vorbereiten können. Der Rest muss sich leider noch etwas gedulden bevor es wieder heißt: „Tief Einatmen und zack! ausatmen.“
 
Lilly Kallenbach (MTAF-Schülerin an der MTAF Schule der Semper Education)