DVTA News

Die Pflegekammer in Schleswig-Holstein ist gescheitert. Die Mitglieder votierten mit überwältigender Mehrheit von 91,77 Prozent für die Auflösung der Pflegekammer. Die maßgeblichen Gründe waren insbesondere die fehlende Akzeptanz von Pflichtmitgliedschaft und Pflichtbeiträgen, die die positiven Errungenschaften, wie z.B. die Einrichtung eines Berufsregisters, das erstmals zuverlässige Zahlen zu Anzahl und Demografie der Pflegenden in Schleswig-Holstein liefert, die Schaffung einer Berufsordnung und den Entwurf einer Rahmenweiterbildungsordnung wie die Lobbyarbeit. Die bisherigen Kammerverantwortlichen befürchten nun, dass eine systematische Einbeziehung der beruflich pflegenden in politische Entscheidungen nicht mehr gegeben sein wird.

 

Aber ist die Kammer dafür wirklich die Lösung für Gesundheitsberufe?

Jeder Verband ist eine privatrechtliche kleine Kammer, d.h. ein Selbstverwaltungsorgan für eine bestimmte Berufsgruppe, dass sich für die beruflichen Belange seiner Mitglieder einsetzt und wie jüngst die Reform des MTA-Gesetzes zeigt, in politischen Entscheidungen systematisch einbezogen wird. Zudem hat der Verband den Vorteil, dass die Mitglieder frei entscheiden können, ob sie dem Verband beitreten und damit eine Beitragszahlung übernehmen wollen. Die Beitragszahlung ermöglicht dem Verband die berufspolitische Arbeit, wie dies auch in einer Kammer der Fall wäre. Die Verwaltungsstruktur der Kammer verursacht immense Kosten und der Zugewinn an politische Wahrnehmung hängt davon ab, das inhaltliche Schwerpunkte gesetzt werden. Ein Verband kann im Gegensatz dazu seine Verwaltungsstruktur schlank gestalten und setzt sich, dem Satzungszweck entsprechend, inhaltliche Schwerpunkte. Ein Pluspunkt ist sicherlich, dass man durch die Einrichtung eines Berufsregisters zuverlässige Daten über die Berufsgruppe generieren kann. Dies könnte man aber auch durch die Einführung eines Berufsausweises und eine bessere Erfassung der Daten in den Landes – wie Bundesstatistiken erreichen.

Eine Kammer ist kein Allheilmittel für eine Aufwertung und bessere Wahrnehmung des Berufes. Jeder Verband kann dies durch eine gute berufspolitische Arbeit ebenso erreichen, was der DVTA gezeigt hat. Die Bedeutung der MTA-Berufe für die medizinische Diagnostik und Therapie wird von der Politik, nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie wahrgenommen und ihr Wert für die optimale Versorgung der Patient*innen  gewertschätzt. Dies zeigt sich nicht nur in der neuen Berufsbezeichnung, sondern auch im Erhalt und der Aktualisierung der vorbehaltenen Tätigkeiten wie der Schaffung einer attraktiven Ausbildung, um auch zukünftig ausreichend Medizinische Technolog*innen als wichtige Akteure des Gesundheitswesens zu haben.